Die Freimaurerei wird oft als "ein besonderes System der Moral, verhüllt in Allegorien und dargestellt durch Symbole" definiert. Doch was bedeutet das? Warum nutzen erwachsene Männer im 21. Jahrhundert Werkzeuge von mittelalterlichen Steinmetzen wie Zirkel, Winkel und Hammer?
Die Antwort liegt in der Psychologie: Symbole sprechen unser Unterbewusstsein direkter an als bloße Worte. Sie sind "Denkwerkzeuge". Wer die Symbole der Freimaurer versteht, hält einen Schlüssel zur Arbeit an sich selbst in der Hand.
Zirkel und Winkel: Das weltweite Erkennungszeichen
Das wohl bekannteste Symbol der Freimaurerei ist die Kombination aus Zirkel und Winkelmaß. Oft sieht man sie mit einem "G" in der Mitte.
Das Winkelmaß (Der rechte Winkel)
Das Winkelmaß ist das Werkzeug, mit dem der Steinmetz prüft, ob ein Stein rechtwinklig und damit brauchbar für den Bau ist. Symbolisch steht es für die
Gerechte Handlung und die Moral.
Es mahnt uns: "Lege den Winkel an deine Taten an." Handele ich recht? Bin ich aufrichtig gegenüber mir selbst und anderen? Das Winkelmaß erdet uns in der Realität und im sozialen Miteinander.
Der Zirkel
Mit dem Zirkel schlägt man Kreise. Er liegt über dem Winkelmaß. Er symbolisiert den
Geist, die Weitsicht und die Unendlichkeit.
Während das Winkelmaß uns an die Pflichten gegenüber anderen erinnert, erinnert uns der Zirkel an die Arbeit an unserem eigenen Geist. Er mahnt uns, unsere Leidenschaften und Wünsche in einem vernünftigen "Kreis" zu halten und nicht maßlos zu werden.
Zusammen bilden sie die Balance: Rechtschaffenes Handeln in der Welt (Winkel) gepaart mit geistiger Freiheit und Selbstbeherrschung (Zirkel).
Der rohe und der behauene Stein
Dieses Bild ist vielleicht das mächtigste psychologische Werkzeug der Freimaurerei.
Der rohe Stein
ist der Stein, wie er aus dem Steinbruch kommt: unregelmäßig, scharfkantig, unbrauchbar für den Bau einer Kathedrale. Er symbolisiert den Menschen im "Naturzustand" – getrieben von Instinkten, Vorurteilen und unbeherrschten Emotionen.
Der behauene (kubische) Stein
ist das Ziel. Ein perfekter Würfel, glatt und rechtwinklig. Er passt sich nahtlos in das große Bauwerk der Menschlichkeit ein. Er steht für den Menschen, der durch Bildung, Herzensbildung und Charakterarbeit reif geworden ist.
Die Botschaft ist klar:
Wir sind alle rohe Steine. Aber wir haben die Pflicht und die Fähigkeit, uns selbst zu behauen.
Freimaurerei ist die lebenslange Arbeit an diesem Stein.
Das Senkblei (Lot)
Das Senkblei ist ein einfaches Werkzeug: ein Gewicht an einer Schnur. Es zeigt immer senkrecht nach unten – unbestechlich, unabhängig von äußeren Einflüssen.
Symbolisch steht es für
Aufrichtigkeit, innere Haltung und moralische Vertikalität.
Das Lot erinnert uns: Bleibe aufrecht, auch wenn äußere Umstände dich zu biegen versuchen. Deine inneren Werte sind dein Lot. Es ist das Symbol für Charakterfestigkeit und Integrität.
Der Hammer
Der Hammer ist das Werkzeug der Bearbeitung. Mit ihm formt der Steinmetz den rohen Stein. Er symbolisiert
Aktives Handeln, Gestaltungswillen und die Kraft der Veränderung.
Der Hammer mahnt: Warten reicht nicht. Du musst selbst Hand anlegen an deinem Leben. Jeder Schlag ist eine bewusste Entscheidung, ein Stück Rohheit abzuschlagen und dem Ideal näher zu kommen.
Das Schurzfell
Das weiße Schurzfell aus Lammleder ist das Kennzeichen des Freimaurers. Es stammt von der Arbeitskleidung der alten Steinmetze. Heute symbolisiert es die
Reinheit der Absicht und die Arbeit.
Freimaurerei ist Arbeit. Keine körperliche Arbeit mehr, sondern geistige Arbeit. Wer den Schurz trägt, signalisiert: "Ich bin bereit zu dienen und an mir zu arbeiten."
Erleben statt nur Lesen
Man kann Bände über diese Symbole lesen, aber ihre wahre Kraft entfalten sie erst im Ritual der Loge. Dort werden sie nicht intellektuell zerredet, sondern emotional erlebt. In der Stille des Tempels, im Wechselspiel des Lichts, sprechen die Bilder direkt zur Seele.
Deshalb sagen wir: Freimaurerei ist ein Erlebnis, keine Lehre.
Wollen Sie wissen, wie sich diese Arbeit am rohen Stein anfühlt?
Lernen Sie uns kennen.
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Verfasst von
Loge Zum schwarzen Adler
Die Johannisloge "Zum schwarzen Adler" wurde am 10. Mai 1924 in Berlin gegründet und gehört zur Großen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln".
